16.04.2014rss_feed

ADR-Jahrestagung 2014

Die ADR-Jahrestagung 2014 fand am 9. und 10. April 2014 in Wernigerode im Harz statt. Auf der Tagesordnung standen u.a. Wahlen zum Vorstand. Dabei wurde der ADR-Vorsitzende Josef Hannen einstimmig in seinem Amt bestätigt. Das gleiche gilt für seinen Stellvertreter Erich Pilhofer. Weiterhin wurde eine ADR-Empfehlung verabschiedet, nach der die Ausbildung der Besamungsbeauftragten, die bei ADR-Mitgliedsorganisationen beschäftigt sind, erweitert werden soll. Diese Ausbildung geht deutlich über die Anforderungen der Verordnung über Lehrgänge nach dem Tierzuchtgesetz hinaus. Im Rahmen des Geschäftsberichts stellte die Geschäftsführerin, Frau Dr. Bianca Lind, die wichtigsten Aktivitäten der ADR im letzten Jahr vor. Die wichtigsten Punkte sind dabei die Bearbeitung der Rahmenbedingungen beim Export von Zuchttieren und Rindersperma sowie Rinderembryonen, die Ausgestaltung des EU-Tiergesundheitsgesetzes, die Ausgestaltung des EU-Tierzuchtgesetzes sowie die Gemeinschaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz (GAK). Im Rahmen der Abendveranstaltung hielt der sachsen-anhaltinische Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens ein Grußwort, bei dem er auf die Themen der kurz vorher stattgefundenen Agrarministerkonferenz einging. Dort wurde betont, dass das Tierwohl ein wichtiges Thema sei, anders als es früher gewesen ist. Die Landwirtschaft müsse sich, so Minister Aeikens, den gesellschaftlichen Herausforderungen öffnen.


Im Rahmen der Vortragstagung berichtete Dr. Reinhard Reents vom vit Verden über den Stand der Organisation zur IDF/ISO Analytischen Woche und ICAR/INTERBULL-Tagung vom 15.-23. Mai in Berlin, die durch die ADR ausgerichtet wird.

Dr. Hans-Peter Schons von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierzüchter (ADT) referierte über die Interessenvertretung der Tierproduktion in Brüssel. Dabei arbeitete er das komplizierte Geflecht an Organisationen, Gremien und Ausschüssen heraus, mit denen zusammengearbeitet werden muss, wenn Interessen gegenüber der EU vertreten werden sollen. Darüber hinaus müssen verlässliche detaillierte und zeitnahe Informationen zur Verfügung stehen. Eine besondere Herausforderung für die ADT und damit auch für die ADR stellt die Vielzahl von Themen dar, die zu bearbeiten sind. Als Beispiel nannte er die elektronische Kennzeichnung von Rindern, die EU-Tierzuchtverordnung, die EU-Tiergesundheitsverordnung, das Klonen von Tieren, die EU-Tierschutzgesetzgebung (Enthornen, Haltungsbedingungen), der Antibiotikaeinsatz, staatliche Beihilfen und die EU-Forschungsförderung.

Prof. Dr. Peter Kunzmann (TiHo Hannover) hielt einen Vortrag zum Thema Was ist gute Tierhaltung?. Dabei hob er hervor, dass Tierschutz für das Nutztier ein dynamisches Geschehen sei und dass Verbesserungen, wo immer sie möglich sind, moralisch geboten sind und gesellschaftlich erwartet werden. Dabei tragen die Tierhalter und der Gesetzgeber sowie der Verbraucher eine gewisse Verantwortung. Jeder Einzelne, so Prof. Kunzmann, der tierische Produkte konsumiere, trage Verantwortung für seine Kaufentscheidung. Er forderte ein Ende des verdeckten Streits um Deutungshoheiten und forderte auch ein Ende der Wagenburgmentalität der tierhaltenden Wirtschaft. Man dürfe sich nicht immer auf dem Erreichten ausruhen, sondern müsse zugestehen und hinterfragen, wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Dies könne zum Beginn eines offenen konstruktiven Dialogs führen. Ziel ist immer der optimale Standard im Tierwohlsein, wobei aber der Einzelne nicht über sein Können hinaus verpflichtet werden kann.

Elisabeth Hewicker vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV) hielt einen Vortrag zum Thema Wir transportieren Tierschutz. Dabei präsentierte sie eine Initiative, die in Zusammenarbeit von ADR, Bundesverband Vieh und Fleisch (BVVF), Deutschem Bauernverband (DBV), Deutschem Raiffeisenverband (DRV), Förderverein Nachhaltige Landwirtschaft (FNL), QS Qualität und Sicherheit (QS) und Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) durchgeführt wurde und die zur besseren Akzeptanz der Gesellschaft zum Tierschutz beitragen soll. Auf verschiedenen Veranstaltungen z.B. der Internationalen Grünen Woche werden dabei die Bedingungen des modernen Tiertransportes praktisch demonstriert. Zielgruppe sind sowohl Politiker als auch Verbraucher. Vor allem die Verbraucher haben keinerlei Bezug zu den praktischen Realitäten der Tierhaltung und des Tiertransportes.

Dr. Folkert Onken vom Deutschen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen (DLQ) sprach über das Thema Was ist Wohlbefinden?. Er hob hervor, dass eine Antwort auf die Frage nach dem Wohlbefinden bereits im Humanbereich auf große Probleme stößt. Bisher war der Blick dabei stets auf Mortalität, Krankheit und Behinderung gerichtet, allerdings kommt man zunehmend zu dem Schluss, dass hier auch andere Parameter herangezogen werden müssten. Die Frage, ob Tierwohl messbar sei, wurde mit Ja beantwortet. An einer detaillierten Ausarbeitung der Indikatoren wird jedoch noch umfangreich gearbeitet. Die Erhebung und Bewertung von tierbezogenen Merkmalen ist bereits gesetzlich verpflichtend. Dr. Onken betonte, dass viele potenzielle

Tierwohlindikatoren schon seit vielen Jahren erfasst werden. Als Beispiel nannte er die Daten der Milchleistungsprüfung oder Schlachtbefunddaten. Gegenüber emotional geladenen Bauchgefühlen hat die wissenschaftlich messbare Tierwohlindikation einen eindeutig objektiven Vorteil. Impressionen der Tagung finden Sie in der Anlage.

Quelle: ADR