05.12.2016rss_feed

Klauengesundheit im Fokus bei der EuroTier 2016

Mit insgesamt 163000 Besuchern bot die EuroTier 2016 in Hannover, die als Weltleitmesse für die moderne Nutztierhaltung gilt, einen hervorragenden Rahmen, um den hohen Stellenwert der Klauengesundheit einschließlich der sorgfältigen und fachkundigen Dokumentation rund um die Rinderklaue in das Bewusstsein zu rücken. Durch das International Committee for Animal Recording (ICAR) wurde 2015 der ICAR Atlas der Klauengesundheit als illustrierte Fassung der neuen internationalen Referenz zur Erfassung von Klauendaten veröffentlicht, womit die Erkennung von Veränderungen an der Klaue und deren Dokumentation unterstützt werden sollen.

 


Praktische Demonstration zur Klauenpflege mit dem Team professioneller Klauenpfleger um Dr. A. Fiedler

Praktische Demonstration zur Klauenpflege mit dem Team professioneller Klauenpfleger um Dr. A. Fiedler

Um die Bekanntheit dieses Hilfsmittels für die Praxis zu steigern und seine Nutzung zu fördern, hatte die ICAR Arbeitsgruppe für funktionale Merkmale eine Vortragsveranstaltung im ForumRind und zwei praktische Demonstrationen im TopTierTreff organisiert. Unterstützt wurde sie hierbei durch die Arbeitsgruppe Klauengesundheit des Ausschusses für Milchproduktion und Rinderhaltung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft e.V. (DLG) sowie renommierte Klauenexperten aus dem In- und Ausland. Praxis und Wissenschaft zusammen zu bringen und dabei Klauenpfleger, Landwirte, Tierärzte und Tierzüchter gleichermaßen einzubinden, hatte man sich zum Ziel gesetzt. Und die Resonanz auf die Veranstaltungen belegte ebenso wie der überragende Erfolg der begleitenden Poster-Aktion, wie wichtig ein solcher Dialog auf Augenhöhe ist, um zu einer konstruktiven und effizienten Zusammenarbeit bei der Verbesserung der Klauengesundheit zu gelangen.

Der ICAR Atlas der Klauengesundheit hat schon kurz nach seiner Einführung den Weg in die Aus- und Fortbildung der Klauenpfleger sowie in die Dokumentationssysteme gefunden - in Deutschland über den ICAR-konform überarbeiteten und neu aufgelegten DLG-Klauenschlüssel. Dies mag zu dem großen Interesse an Informations- und Lehrmaterial beigetragen haben: Zur EuroTier2016 war es dank der großzügigen Sponsoren H.W. Schaumann GmbH, dsp-Agrosoft GmbH und vit PC-Software GmbH möglich, Poster mit der deutschen und englischen Fassung des ICAR Atlas der Klauengesundheit kostenfrei bereitzustellen - als Schulungsmaterial, zum Nachschauen direkt im Stall, zur besseren Einordnung dessen, was Klauenpfleger oder Tierarzt beim letzten Besuch festgestellt und dokumentiert hatten.

Und dieses Angebot fand reißenden Absatz: Innerhalb von nur 2 Messetagen wurden 1500 Poster verteilt, und es sind bereits die ersten Anfragen eingegangen, wie und wo weitere Exemplare zu beziehen sind. Interessierte finden diese Informationen direkt auf der ICAR-Homepage, wo der Atlas in mittlerweile 18 Sprachen frei zugänglich online verfügbar ist (www.icar.org/index.php/publications-technical-materials/technical-series-and-proceedings/atlas-claw-health-and-translations) und über die auch hochauflösende Druckfassungen für Sonderauflagen angefordert werden können.

In den praktischen Demonstrationen zur Klauenpflege am Dienstag und Freitag wurde für jeden der zahlreichen Zuschauer deutlich, dass professionelle Klauenpflege weit mehr ist als Klauen-Kürzen und auf welch hohem Niveau hier von solide ausgebildeten und geprüften Klauenpflegern gearbeitet wird. Die sorgfältige, tierindividuelle Dokumentation, die durch mobile Erfassungssysteme mit spezieller Software unterstützt wird und die unmittelbare Arbeit mit diesen Daten ermöglicht, ist mit der entsprechenden Ausrüstung praktikabel und ungemein hilfreich. Dies direkt an der Kuh im Klauenstand zu zeigen, gelang dem Team der Universität Leipzig und den Klauenpflege-Profis, die die Tierärztin und Klauenexpertin Dr. A. Fiedler mit auf die Bühne gebracht hatte, auf's Beste. Darauf aufbauend gaben die Vorträge am Freitag Nachmittag Einblick in das, was mit systematischer Erfassung und Nutzung von Klauendaten möglich ist: Weit über die angemessene Versorgung des Einzeltieres hinaus geben sorgfältige Aufzeichnungen zu Veränderungen im Bereich der Klauen wertvolle Hinweise darauf, an welchen Punkten im Betrieb Haltung und Management angepasst und damit Klauengesundheit, Tierwohl und das Betriebsergebnis verbessert werden könnten. Züchterische Anwendungen leisten darüber hinaus einen Beitrag, flächendeckend auf eine Senkung der Häufigkeit von Lahmheit und der ihr zugrunde liegenden Klauenerkrankungen hinzuwirken. Die internationalen Referenten und Teilnehmer der Podiumsdiskussion vermittelten die eindeutige Botschaft, dass qualitativ hochwertige Klauendaten auf verschiedenen Ebenen Ansätze für Verbesserungen bieten und der neue ICAR Erfassungsstandard für Klauendaten eine wertvolle Hilfe darstellen kann. Um dieses Potenzial zu nutzen, gilt es nun, an die erfolgreiche länder- und disziplinübergreifende Arbeit bei der Ausarbeitung des Standards und der Zusammenstellung des Atlas anzuknüpfen. Der Austausch auf Augenhöhe, wie er anlässlich der EuroTier 2016 stattfinden konnte und für den eigens angereiste Gäste weite Wege in Kauf genommen haben, ist fortzuführen und im Interesse aller Beteiligten zu einer engen Zusammenarbeit auszuweiten. Und gleich am Folgetag bot sich auf dem Kongress des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) die Gelegenheit, den ICAR Atlas der Klauengesundheit vorzustellen, seine Bedeutung für die Arbeit mit Klauendaten zu unterstreichen und so seitens der deutschen Tierärzteschaft das Bewusstsein für den Wert der verlässlichen Kooperation zu schärfen.

Die internationale Initiative der ICAR Arbeitsgruppe für funktionale Merkmale und der mit ihr zusammenarbeitenden Klauenexperten anlässlich der EuroTier 2016 hat somit unbestritten dazu beitragen können, vor dem Hintergrund gleicher Interessen und Ziele zusammenzukommen und sich austauschen, und die Ergebnisse stimmen zuversichtlich, dass den Worten nun auch vermehrt Taten folgen und gemeinsam an der Verbesserung der Klauengesundheit beim Rind gearbeitet wird.

Quelle: ICAR WGFT / vit