26.05.2008rss_feed

Die deutschen Schweinehalter sind es gewöhnt, mit den Höhen und Tiefen des Schweinezyklus, also des freien Marktes, zu leben. Sie haben in den letzten Jahrzehnten einen drastischen Strukturwandel erfahren, der sich weiter fortsetzt. Trotz ungünstiger politischer Rahmenbedingungen investierten sie umfangreich in die Modernisierung und in den Ausbau der Schweinehaltung. Der Ausstieg kleinerer Betriebe ist nach Aussage des ZDS-Vorsitzenden H. Ehlen durch Aufstockungen und durch Leistungssteigerungen, insbesondere bei der Ferkelzahl, mehr als kompensiert worden. Der Selbstversorgungsgrad ist innerhalb von 10 Jahren um rd. 20 %-Punkte auf rd. 100 % gestiegen. Deutschland hat sich zum Netto-Exporteur für Schweinefleisch entwickelt. Damit ist die Abhängigkeit vom Exportmarkt gewachsen. Vor dem Hintergrund dieser Situation und der ernorm gestiegenen Futterkosten ergibt sich mehr denn je die Notwendigkeit, alle nutzbaren Reserven in den verschiedenen Bereichen des Betriebszweiges zu mobilisieren. Viele Betriebe, die sich auf die Sauenhaltung spezialisiert und in den letzten Jahren eine Bestandsaufstockung vorgenommen haben, sind durch die Entwicklung der Futterpreise in die Kostenfalle geraten. Sie müssen jetzt alle Möglichkeiten nutzen, um die Stückkosten zu reduzieren. Auf den Schweinezyklus und eine Verknappung des Ferkelangebotes zu warten, dürfte dem Kreditgeber nicht genügen.

In einer Fachtagung am 20. Mai in Celle hat der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion mit Hilfe herausragender Referenten aufgezeigt, wo in der Sauenhaltung Möglichkeiten der einzelbetrieblichen Kostensenkung und Leistungssteigerung bestehen.

 

Arbeitseffizienz als Leistungsreserve

 

Peter Spandau, Referatsleiter der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen für die Abteilung Haltungsverfahren, Technik und Bauen, machte an plakativen Beispielen deutlich, wie die verfügbaren Arbeitskräfte in der Ferkelerzeugung genutzt werden können.

Zwar beträgt der Anteil Lohnkosten nur etwa 14 % der Gesamtkosten, dennoch ist es wichtig zu wissen, wie viel Sauen (und Ferkel) gehalten werden können, ohne die Versorgung und Betreuung des Bestandes zu vernachlässigen.

So haben Arbeitszeiterhebungen ergeben, dass in einem Betrieb eine Arbeitskraft 330 Sauen betreute (bei knapp 10 Akh / Sau), während in einem anderen Betrieb mit schlechtem Arbeitsmanagement rd. 19 Akh / Sau benötigt würden und daher nur knapp 190 Sauen versorgt werden konnten. Neben der Einhaltung straff geplanter Arbeitsabläufe in den einzelnen Stallbereichen ist auch die Gebäudestruktur und die davon abhängige Planung kurzer Arbeitswege von großer Bedeutung für eine effiziente AK-Nutzung, genauso wie der Einsatz arbeitssparender Technik. Hier hat ein moderner Stallneubau i. d. R. deutliche Vorteile gegenüber verschiedenen Altgebäuden in enger Hoflage.

 

Management und Tiergesundheit als Schlüssel zum Erfolg

 

Zwei erfolgreiche Landwirte (Peter Grundler aus Baden-Württemberg mit 400 Sauen und Georg Muth-Köhne aus Nordrhein-Westfalen mit 1.200 Sauen) zeigten am Beispiel ihrer Betriebe, dass es keinen einheitlichen Standard der Sauenhaltung gibt, sondern dass unterschiedliche Lösungen (zu Stallbau und Stalltechnik sowie zum Produktionsablauf und zur Arbeitserledigung) individuell entwickelt werden müssen. Entscheidend ist es, jeden einzelnen Stall- und Arbeitsbereich kritisch zu analysieren und auf die einzelbetrieblichen Bedingungen zuzuschneiden. Kompromisse werden nie vermeidbar sein, letztlich bergen sie das Optimierungspotenzial für die weitere Betriebsentwicklung. Abgesehen von vielen interessanten betriebsspezifischen Details, die den Wirtschaftserfolg beeinflussen, stellten beide Betriebsleiter die Tiergesundheit als entscheidender Erfolgsfaktor heraus, der letztlich wichtiger sei, als die Genetik der Tiere.

 

Infektionsketten im Betrieb unterbrechen

 

Sehr anschaulich wurde von der niederländischen Expertin für Tierhaltung und Tiergesundheit, Frau Anita Hoofs vom Versuchsbetrieb Sterksel der Universität Wageningen, dargelegt, wie wichtig es für die Bestandsgesundheit ist, Infektionsketten im Betrieb zu unterbrechen. Z. B. müsse darauf geachtet werden, so wenig wie möglich in die Buchten zu steigen, um die Verschleppung von Keimen von Bucht zu Bucht zu minimieren. Jedes Stallabteil müsse mit eigenem Gerät, am besten farblich markiert, ausgestattet sein (Schaufel, Besen, Schläuche usw.). Bei Impfung der Tiere dürfe die Impfnadel jeweils nur für eine Bucht verwendet werden. Es müsse der Einbahn-Tierverkehr (vom Abferkelstall bis zum Maststall) konsequent gewahrt werden, mit besonders eindeutiger hygienischer Trennung zwischen Abferkel- und Aufzuchtstall (inkl. gesonderter Arbeitskleidung). Krankenbuchten sollten ausgelagert werden, um Reinfektionen vorzubeugen. Eine wesentliche Quelle der Infektverschleppung besteht nach Auffassung von Frau Hoofs im Wurfausgleich, d. h. in der Versetzung von Ferkeln aus großen in kleine Würfe. Hier gelte es, strikt Regeln einzuhalten, um den Ferkeln am 1. Tag die Aufnahme von ausreichend Kollostralmilch (für den Immunschutz) zu ermöglichen und um eine Keimverbreitung zu minimieren (durch Beschränkung des Wurfausgleichs auf das zwingend erforderliche Maß zur Rettung überzähliger Ferkel).

Abgesehen von der Bedeutung der Infektkettenunterbrechnung für die Tiergesundheit und den Wirtschaftserfolg betonte Frau Hoffs eindrucksvoll den positiven Effekt der Arzneimitteleinsparung (Kostensenkung) und damit der Risikominderung für Antibiotikaresistenzen.

 

Abschließend unterstrich der ZDS-Vorsitzende H. Ehlen die aufgezeigte Fülle von Ansätzen zur Verbesserung des Betriebserfolgs. Er ermutigte die Schweinehalter, das vorhandene Leistungspotenzial mit Hilfe der vielen Einflussmöglichkeiten voll auszuschöpfen und sich so für den harten Wettbewerb im Überschussmarkt zu wappnen.


Quelle: ZDS