13.10.2016rss_feed

Zwei herausragende Dissertationen und eine exzellente Masterarbeit erhielten den DGfZ-Förderpreis 2016

v.l.n.r.: Sabrina Gehring, Dr. Dierck Segelke, Dr. Ngoc-Thuy Ha

v.l.n.r.: Sabrina Gehring, Dr. Dierck Segelke, Dr. Ngoc-Thuy Ha

Die Verleihung des DGfZ-Preises erfolgte dieses Jahr an drei erfolgreiche Nachwuchswissenschaftler. So durften sich gleich zwei Bewerber der Kategorie Dissertation über den mit 1.500 € dotierten Preis freuen. In seiner Rede wies der DGfZ-Präsident Dr. Marquardt auf das extrem hohe Niveau der diesjährigen Arbeiten sowie auf die strengen Auswahlkriterien für die Preisvergabe hin. Eine siebenköpfige Jury beurteilt die eingehenden Arbeiten. Er ermunterte die Studierenden sich nächstes Jahr zu bewerben, insbesondere in der Kategorie Masterarbeit.



v.l.n.r.: Dr. Otto-Werner Marquardt, Dr. Ngoc-Thuy Ha

v.l.n.r.: Dr. Otto-Werner Marquardt, Dr. Ngoc-Thuy Ha

Ausgezeichnet wurde Frau Dr. Ngoc-Thuy Ha zum Thema Lost in Transition - Genetic, Transcriptomic and Breeding Aspects of Metabolic Robustness in Dairy Cows.

Frau Ha hat sich mit der Problematik des Energiedefizits und der dadurch verursachten metabolischen Störungen bei Kühen in der frühen Laktation befasst. Das bemerkenswerte an dieser Arbeit ist, dass die Fragestellung aus drei sehr unterschiedlichen Blickwinkeln angegangen wurde, wobei jeder Aspekt methodisch ausgesprochen anspruchsvoll bearbeitet wurde und jeweils durch eine der drei Publikationen in der Dissertation repräsentiert wird.

In der ersten Studie hat sich Frau Ha mit den genetischen Aspekten der metabolischen Belastung frühlaktierender Kühe beschäftigt. Hierfür standen für ca. 230 Kühe in der Transitphase sowohl HD‐Genotypen (ca. 600‘000 SNPs) als auch Messungen der drei wichtigen Metabolite des Energiestoffwechsels (nichtveresterten Fettsäuren (NEFA), beta‐Hydroxybutyrat (BHBA) und Glukose) zu drei gewählten Zeitpunkten (T1 = 3 Wochen antepartum, keine metabolische Belastung; T2 = 4 Wochen postpartum, laktierend und hohe metabolische Belastung, und T3 = 13 Wochen postpartum, laktierend und geringe metabolische Belastung) zur Verfügung. Für die mit diesen Daten durchgeführten Assoziationsstudien hat Frau Ha Methoden übernommen und adaptiert, die in der Humangenetik aktuell als ‚best practice‘ gelten. Es wurde untersucht, wie weit einzelne Gene bzw. ganze Pathways an dem komplexen Geschehen beteiligt sind.

Die zweite Studie befasst sich mit einer Transkriptom‐Analyse der Leber als dem Schlüsselorgan des Energiemetabolismus. Hierzu standen Leberbiopsien von 6 Kühen zu 3 verschiedenen Zeitpunkten (T1 = 3 Wochen antepartum; T2 = 2 Wochen postpartum; T3 = 3 Wochen postpartum) zur Verfügung. Unter den ~10.000 exprimierten
Genen, konnten nur 6% mit dem Glukosestoffwechsel in Verbindung gebracht werden. Die Analysen ergaben weiterhin, dass die wesentlichen hepatischen Veränderungen in der Transitphase sich auf die Gluconeogenese und Fettmobilisierung beziehen, aber auch immunologisch relevante Pathways betroffen sind, was eine Erklärung für das häufig geschwächte Immunsystem von Milchkühen während der Transitphase liefern könnte.

In der dritten Studie konnte an einem sehr substanziellen Datenmaterial gezeigt werden, dass die metabolische Adaptationsfähigkeit in der Transitphaseeine eine genetische Komponente hat, und es wurden konkrete Ansätze vorgeschlagen, wie die Problematik konstruktiv und erfolgversprechend mit züchterischen Mitteln angegangen werden kann.



v.l.n.r.: Dr. Otto-Werner Marquardt, Dr. Dierck Segelke

v.l.n.r.: Dr. Otto-Werner Marquardt, Dr. Dierck Segelke

Die zweite herausragende Dissertation stammt von Herrn Dr. Dierck Segelke zum Thema: Haplotyping and imputation provide novel sources for innovative breeding strategies beyond genomic selection.

Mit dieser Arbeit hat Dr. Segelke wichtige und innovative Beiträge für die beherrschende Thematik in der Milchrinderzucht - die genomische Selektion und beyond geleistet. Herr Segelke hat sich in seiner Dissertation sehr intensiv mit dem Einsatz hochdimensionaler SNP-Daten für unterschiedliche Anwendungen über die beim Rind bereits erfolgreich implementierte Genomische Selektion hinaus beschäftigt. In seinen Untersuchungen hat er insbesondere solche Aspekte der Nutztiergenomik beleuchtet, die zusätzliche Vorteile für Milchrinderpopulationen versprechen. Neben den hervorragenden Publikationen zu dieser Dissertation hat er sich mit weitergehenden Fragestellungen der genomischen Grundlagenforschung sowie mit der Weiterentwicklung der genomischen Selektion befasst. Das mittlerweile von allen Zuchtorganisationen verwendete genomische Bullenanpaarungsprogramm (gBAP) trägt wesentlich seine Handschrift.



v.l.n.r.: Dr. Otto-Werner Marquardt, Sabrina Gehring

v.l.n.r.: Dr. Otto-Werner Marquardt, Sabrina Gehring

Neben zahlreichen Dissertationen wurden in diesem Jahr auch sehr gute Masterarbeiten eingereicht. Überzeugen konnte die Jury dabei die Arbeit von Frau Sabrina Gehring, zum Thema: Beziehung zwischen Gesundheitsdaten und Leistungsmerkmalen bei Fleckvieh und Vorderwälder Rind.

Gegenstand der Untersuchungen waren Daten aus dem Gesundheitsmonitoring Rind in Baden-Württemberg. Richtungsweisende Ergebnisse erzielte Frau Gehring zum einen dadurch, dass sie nachweisen konnte, dass die Daten aus dem Gesundheitsmonitoring (GMON) und aus den geburtsnahen Meldungen (GNM) kombinierbar sind. Hierdurch entsteht ein deutlicher Mehrwert an Information für die Zuchtwertschätzung, da bei den geburtsnahen Meldungen Krankheiten schon in einem wesentlich früheren Stadium bzw. schon bei schwächerem Verlauf ohne Medikation direkt durch die Landwirte erfasst werden. Mit ihrer Arbeit hat Frau Gehring wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung der Zuchtwertschätzung für Fleckvieh aber auch zum Aufbau einer Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale bei lokalen Rassen wie dem Vorderwälder Rind geliefert. Die Auswertungen im Rahmen der Masterarbeit decken sich mit Auswertungen der ZuchtData in Wien. Somit konnte nachgewiesen werden, dass eine Einbeziehung der geburtsnahen Meldungen in die Zuchtwertschätzung bei Fleckvieh und Braunvieh im ZWS-Verbund Bayern, Baden-Württemberg und Österreich sinnvoll und notwendig ist.