DGfZ veranstaltete hochkarätig besetztes Fachsymposium zum Thema Tiergesundheit und Milchleistung
Eine unvoreingenommene offene Diskussion zu einem der brisantesten Themen der heutigen Milchviehhaltung war das Ziel des Fachsymposiums der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. (DGfZ) Leistung und Langlebigkeit bei Milchkühen – ein Widerspruch?
, das am 3. und 4. November in Kooperation mit dem Friedrich-Löffler-Institut für Nutztiergenetik in Mariensee und dem Physiologischen Institut der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) an der TiHo stattfand. Garant für eine größtmögliche Objektivität und einen umfassenden Einblick in die vielschichtige Thematik war eine ausgewählte, hochkarätige Referentengruppe aus allen relevanten Bereichen wie Tiermedizin, Tierzucht, Tierernährung, Tierphysiologie und Ökonomie.
Zielgruppe waren Wissenschaftler, Zuchtunternehmen und Vertreter der Administration.
Milchleistung, Gesundheit und Langlebigkeit von Milchkühen werden derzeit sehr kontrovers diskutiert, Experten beziehen unterschiedlich Stellung. Verbraucher sind verunsichert. Wer kann wirklich beurteilen, was los ist in den Ställen?
fassten der DGfZ-Präsident Dr. Otto-Werner Marquardt und Prof. Dr. Gerhard Breves als Gastgeber in ihren Eröffnungsreden die Intention des Fachsymposiums zusammen. Ein Blick in die Medien zeigt, dass eine Versachlichung der Diskussion auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse dringend erforderlich ist, deswegen sind wir heute hier!
Bereits die sich anschließenden Grußworte des Präsidenten der Bundestierärztekammer, Herrn Dr. Tiedemann und des Präsidenten der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Herrn Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Greif, ließen eine spannende und kontroverse Tagung erahnen.
Während des in vier Themenblöcke gegliederten Symposiums wurde die komplexe Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln zu den Kernpunkten Milchbildung und Haltung von Hochleistungsrindern, Genetik-Züchtung, Gesundheitsprobleme und Ökonomie bei der Haltung von Hochleistungskühen, betrachtet. Allen Beteiligten wurde schnell klar, dass die moderne Erzeugung eines ernährungs-physiologisch wertvollen Lebensmittels wie die Milch hohe Anforderungen an Management, Tierwohl, Tierzucht, Umwelt- und Ressourceneffizienz, aber auch Ökonomie und gesellschaftlichen Akzeptanz stellt. Es erscheint dringend erforderlich, zielgerichtet ein interdisziplinäres Diagnostik- und Methodenarsenal tierindividuell zu entwickeln, um auf Krankheiten und Stoffwechselveränderungen - bei nahezu gleicher Genetik - adäquat reagieren zu können. Nur so lassen sich vorhandene Probleme in den Ställen lösen und zukünftig vermeiden. Denn es ist das ureigene Interesse aller Beteiligten, gerade auch aus ökonomischer Sicht, die Lebensleistung einer Kuh und ihre Nutzungsdauer zu erhöhen. Ziel muß vor allem sein, die hohe Anzahl an Abgängen in der ersten Laktation drastisch zu verringern und die Laktationen auf 6-7 zu erhöhen. Nur so ist die Kuh auch wirtschaftlich. Die Tiergesundheit stellt ein komplexes System dar und kann deshalb nur unter Berücksichtigung des Systemgedankens verbessert werden.
Dieser Weg müsse von allen gemeinsam konsequent fortgesetzt werden. Von Seiten der Zucht wurde der Ausbau der Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale, Körpergewicht und Futteraufnahme empfohlen und die Zuchtziele beim Milchrind in Hinblick auf Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen, Klauenkrankheiten und Mastitis anzupassen. Bei der Selektion auf Immunantwort ist zu berücksichtigen, dass das Immunsystem eng mit anderen physiologischen Mechanismen (insbesondere dem Energiestoffwechsel) verknüpft ist. Neue Methoden und Techniken der jüngsten Zeit wie die funktionale Genomanalyse und mehr Wissen über das Immunsystem ermöglichen den Wissenschaftlern jetzt, sehr komplexe genetische und biochemische Zusammenhänge zu erkennen und diese Ziele voranzutreiben. Dabei unterstützen aktuelle Forschungsvorhaben, wie z. B. KuhVision diesen Weg und liefern bald repräsentative Kennwerte zu weiteren Gesundheitsmerkmalen.
Handlungsbedarf wurde auch im Bereich des Managements festgestellt und regelmäßige Erhebungen der Haltungsumwelt und des Managements befürwortet. Kuh-Comfort
und Hygienemaßnahmen seien in manchen Ställen optimierbar.
Am Ende der Veranstaltung stand das Resümee fest: In Anlehnung an den Titel des Fachsymposiums muß es heißen Leistung und Langlebigkeit bei Milchkühen sind kein Widerspruch, sondern eine Herausforderung!
In diesem Punkt waren sich das Auditorium, Veranstalter und Referenten einig.
Die DGfZ bleibt am Ball und wird die Thematik weiter begleiten. Zum Fachsymposium wird im kommenden Jahr ein Themenheft erscheinen.
Die DGfZ beschäftigt sich schon seit Jahren intensiv mit diesem Thema. 2013 veröffentlichte die DGfZ-Projektgruppe Ökonomie und Tiergesundheit
die vielbeachtete Stellungnahme Die Tierzucht im Spannungsfeld von Leistung und Tiergesundheit – interdisziplinäre Betrachtungen am Beispiel der Rinderzucht
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