26.10.2006rss_feed

Bundesprogramm Ökologischer Landbau: Schlussbericht zur Gruppenhaltung von Kälbern veröffentlicht

Ökologisch gehaltene Kälber dürfen ab der zweiten Lebenswoche nicht mehr in Einzelboxen gehalten werden. In der Gruppenhaltung treten jedoch häufig Probleme wie das gegenseitige Besaugen auf. Die Verbesserung der Gruppenhaltung von Kälbern war daher das Ziel eines BÖL-Projekts. Neben der Erfassung des Ist-Zustands, wurden Untersuchungen zur Reduzierung des gegenseitigen Besaugens sowie zum Stallbau durchgeführt.

Das Projekt Optimierte Kälbergruppenhaltung in der ökologischen Milchviehhaltung (BÖL-Projekt Nr. 02OE057) umfasst folgende drei Teilprojekte:
- Teilprojekt I: Status-Quo der Kälberhaltung auf ökologischen Milchviehbetrieben in Deutschland
- Teilprojekt II: Erprobung eines Konzepts für eine optimierte Kälbergruppenhaltung mit Auslauf während der Tränkeperiode
- Teilprojekt III: Aufbau und Untersuchung von Großraumhütten mit Gründach aus ökologischen Baustoffen im Hinblick auf Stallklima und Funktionalität

Zur Erfassung des Ist-Zustands der ökologischen Kälberhaltung wurden in Teilprojekt I 323 Milchviehbetrieben schriftlich befragt und 100 Betriebe besucht. Es wurden Kenndaten zu Management, Haltung, Fütterung, Leistungen/ Gesundheit sowie wirtschaftlichen Aspekten erhoben und Problembereiche identifiziert.
Folgende Ergebnisse wurden erzielt:
- Die überwiegend in Süddeutschland liegenden Betriebe hielten im Mittel ca. 40 Kühe und ca. 13 Kälber.
- Die Abkalbung war in den meisten Betrieben über das Jahr verteilt. In etwa zwei Drittel der Betriebe gab es Abkalbebuchten. Etwa ein Drittel gewährte nach der Geburt keinen Kontakt zwischen Kuh und Kalb (maximal Trockenlecken). Die meisten Betriebe ließen Kuh und Kalb wenige Tage zusammen (Biestmilchphase). In den ersten zwei Wochen wurden die meisten Kälber in Einzelhaltung untergebracht (Einzelboxen oder Iglus), danach wurden die Kälber in fast allen Betrieben in Gruppen gehalten.
- Teilweise wurden (vor allem in Altgebäuden) Mängel im Stallklima festgestellt (unzureichende Belüftung/ Beleuchtung). Platzangebot und Hygiene waren auf den meisten Betrieben gut.
- In der Regel erhielten schon die jungen Kälber Heu und Kraftfutter, allerdings wurde ihnen manchmal kein Trinkwasser angeboten.
- Die meisten Betriebe hielten die Mindesttränkdauer ein; die durchschnittliche Tränkdauer betrug 13 Monate. Vor allem größere Betriebe tränkten aus dem Eimer (d.h. keine Saugmöglichkeit); Tränkeautomaten waren nur wenig verbreitet. Knapp die Hälfte der Betriebe gab Probleme mit gegenseitigem Besaugen der Kälber bei Gruppenhaltung an.
- Die Tiere waren hinsichtlich Sauberkeit etc. in der Regel in gutem Zustand. Der Zustand der Tiere (Sauberkeit etc.) war in der Regel nicht zu beanstanden. Die Verlustraten lagen durchschnittlich bei 6 bzw. 7 % (Umfrage / Erhebung). Dabei wurden Zusammenhänge mit der Bestandsgröße, der Rasse und der Dauer der ökologischen Bewirtschaftung festgestellt.
- Für die Kälberställe wurden durchschnittlich 600 Euro pro Platz investiert. Dabei gab es sehr hohe Schwankungen, die sich durch die Betriebssituation (Bestandsgröße, Altgebäudenutzung) erklären lassen. Die durchschnittliche Arbeitszeit für Routinearbeiten betrug 5 – 6 Minuten je Kalb und Tag; den Hauptteil nahm das Tränken ein.

Bei der Gruppenhaltung von Kälbern kommt es häufig zu gegenseitigem Besaugen, das unter anderem zu Euterschäden bei den besaugten Artgenossen führen kann. In Teilprojekt II wurde an 168 Kälbern untersucht, ob sich das gegenseitige Besaugen nach der Milchaufnahme durch eine veränderte Gestaltung des Tränkestands reduzieren lässt. Dazu wurde der Tränkestand durch einen ausgestalteten Nachtränkebereich ergänzt. In dem Versuch zeigten nur 12 % der Kälber mit Zugang zu dem optimierten Tränkestand das unerwünschte Verhalten, während in der Kontrollgruppe 60 % der Kälber ihre Artgenossen besaugten. Auch die Intensität des Besaugens (Anzahl Saugaktionen je 100 Kälbern und Milchmahlzeit) lag bei der Gruppe mit optimiertem Tränkestand deutlich niedriger (9 bis 22 im Vergleich zu 80 bis 200 Saugaktionen).

Für die Gruppenhaltung von Kälbern nach dem Absetzen bis zu einem Alter von 6 Monaten bieten sich Großraumhütten an. In dem dritten Teilprojekt wurden Großraumhütten aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) und aus nachwachsenden Rohstoffen (Leicht-Natursandwich = LNS) bezüglich des Mikroklimas, der Haltbarkeit und der Funktionalität miteinander verglichen. Unter sonst gleichen Bedingungen wurden zwei GFK- und zwei LNS-Großraumhütten verwendet, die mit 16 Gruppen zu je 6 Kälbern belegt wurden. In den LNS-Hütten wurde ein besseres Klima nachgewiesen, das auf die natürlichen Dämmeigenschaften des Materials zurückgeführt wurde. Auch das verwendete Gründach wirkte sich in der Sommerphase positiv auf das Klima aus.

Kontakt:
Dr. Heiko Georg
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft
Institut für Betriebstechnik und Bauforschung
Bundesallee 50
D-38116 Braunschweig
Ansprechpartner:
Tel. +49 531 5964329
mailto: heiko.georg@fal.de


Quelle: Newsletter Forschung Ökolandbau