28.07.2009rss_feed

Freiwilliges Tierschutzlabel für Fleisch und Milchprodukte ge-plant

Die Europäische Kommission plant ein freiwilliges Tierschutzlabel. Das geht aus einem internen Berichtsentwurf der Brüsseler Behörde hervor, der möglicherweise im Herbst an den Ministerrat geschickt werden soll. Das Siegel soll sich an dem für 2010 vorgesehenen EU-Ökolabel orientieren.

Im Gegensatz zum Biozeichen, das dann für Produkte aus ökologischem Landbau verpflichtend ist, soll das Tierschutzlabel fakultativ sein und von privaten Zertifizierungsunternehmen vergeben werden. Die eingehaltenen Tierschutzbedingungen könnten anhand eines Sternesystems klassifiziert werden. Darin sollen auch die Anstrengungen des Betriebes im Hinblick auf relevante Investitionen einfließen. Vorgesehen ist eine schrittweise Einführung für die einzelnen Produktgruppen Geflügel, Rind- und Schweinefleisch sowie Milch- und Milchprodukte. Damit scheint die Kommission von Ideen über ein verpflichtendes Siegel abzurücken, auch aufgrund einer unklaren wissenschaftlichen Absicherung. Die verpflichtende Nennung der Haltungsform - wie sie bereits bei Eiern besteht - wird offenbar ebenfalls nicht ausdrücklich bevorzugt. Befürchtet werden insbesondere Probleme mit der Welthandelsorganisation (WTO). Stattdessen soll die EU-weite Harmonisierung von tierschutzbezogenen Aussagen vorangebracht werden, allerdings immer im Rahmen eines freiwilligen Systems. Dazu sollen Indikatoren entwickelt werden, die sicherstellen, dass Behauptungen hinsichtlich der Einhaltung von Tierschutzanforderungen bei der Nutztierhaltung der Wahrheit entsprechen. Daneben will die Brüsseler Behörde die Schaffung eines europäischen Tierschutzzentrums anregen. Als Sitz kämen Deutschland oder Schweden in Frage. Die Hauptaufgabe dieser Einrichtung soll es sein, einheitliche EU-Normen umzusetzen und den Austausch der guten fachlichen Praxis zu fördern. Dass Wissenschaftler Probleme bei der Bewertung des Tierschutzes in Bezug auf das Endprodukt haben, geht auch aus einem neuen Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hervor.

EFSA sieht sich außerstande, den Einfluss von Milchviehhaltungssystemen auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Milch- und Fleischerzeugnissen zu bewerten. In einem Gutachten, das in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, kommt EFSA zu dem Schluss, dass dafür weitere Forschungsarbeiten notwendig sind. Bisher seien für quantifizierbare Aussagen, wenn überhaupt, nur sehr begrenzte Hinweise vorhanden. Generell lasse sich aber sagen, dass die Gewährleistung der Tiergesundheit auf dem Betrieb sich auch positiv auf die Lebensmittelsicherheit entlang der Verarbeitungskette auswirke. Die gute landwirtschaftliche Praxis einschließlich der Beachtung der Hygiene und des Wohlergehens der Tiere verbesserten deren Widerstandsfähigkeit. Als Beispiele nennt EFSA den verantwortungsvollen Umgang mit Desinfektionsmitteln, die mikrobiologische Qualität von Futter und Trinkwasser, Stressvermeidung, hygienische Melkanlagen, die hygienische Vorbereitung der Tiere auf das Schlachten sowie die Grünlandbewirtschaftung hinsichtlich der Verbreitung von Gülle. Andererseits könnten bestimmte Haltungsformen, die allgemein als förderlich für das Tierwohl angesehen würden, das Risiko des Eintritts von Krankheitserregern in die Lebensmittelkette erhöhen. Dazu zählten gemeinsam genutzte Futtertröge, keimanfällige Einstreu, rutschfeste, aber schwer zu desinfizierende Böden und allgemein der Zugang der Tiere zu Außenbereichen, in denen die Exposition gegenüber umwelt- und wildtierbezogenen Gefahren erhöht sei.
(ADR)