17.04.2011rss_feed

Göttinger Pferdetage 2011

Diskussionen zwischen Wissenschaftlern und Praktikern

Über neueste Erkenntnisse rund um das Pferd haben Wissenschaftler und Praktiker im Rahmen der Göttinger Pferdetage an der Georg-August-Universität diskutiert. Fachbeiträge aus den Bereichen Haltung, Gesundheit, Vermarktung, Zucht, Ausbildung und erstmals auch der Fütterung standen auf dem Programm.


Veranstalter der wissenschaftlichen Fachtagung war das Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Universität Göttingen gemeinsam mit der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP), der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Unter Federführung von Prof. Dr. Dr. Matthias Gauly und Dr. Uta König von Borstel wurde damit eine Plattform für den Austausch zwischen Züchtern, Reitern, Pferdehaltern und Wissenschaftlern geboten, um wissenschaftliche Erkenntnisse in verständlicher Form an die Praxis weiterzugeben.

Der Themenblock Pferdevermarktung, Marketing und Beratung brachte ausgiebigen Diskussionsbedarf, als Dr. Heiko Meinardus (Stadland), Sachverständiger für Pferde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit der Aussage Gezüchtet wird nur solange, wie auch verkauft werden kann die derzeitige Lage der deutschen Pferdezucht beschrieb. Ist der Stall voll, wird das Züchten eingestellt, sagte er weiter und fand somit die Überleitung zu den aktuellen Problemen der Vermarktungsstrategien deutscher Pferdehalter und -züchter. Auch weitere Beiträge wie die Einflussfaktoren beim Pferdekauf und deren Bedeutung für Turnier- und Freizeitreiter, sowie das Marketing im Pferdesport beschäftigen sich mit dem Thema der Vermarktung.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Darstellung von Ausbildungssystemen und Reitweisen. Renommierte Lehrmeister der klassischen, der klassisch-barocken, der Western- und der Gangpferdereitweisen diskutierten über Gemeinsamkeiten. In den unterschiedlichen Reitweisen wurde während der Vorträge und der Podiumsdiskussion die Skala der Ausbildung als ein wichtiges Bindeglied erkannt.

Weitere wissenschaftliche Erkenntnisse wurden von Dr. Konstanze Krüger (Universität Regensburg) über das soziale Lernen der Pferden vorgestellt, die Rückschlüsse für tierschutzgerechte Pferdehaltungs- und Trainingssysteme gaben. Weiter wurde über die altersgerechte Ausbildung und Vorbereitung des Fahrpferdes zur Leistungsprüfung und über das Stressverhalten von Turnierpferden auf Abreiteplätzen referiert.

Im Themenblock Zucht und Fortpflanzung wurden verschiedene züchterischer Selektionsmethoden aufgezeigt. In der Diskussion von der Integrierten Zuchtwertschätzung bis hin zu der genomischen Selektion konnten züchterische Wege aufzeigt werden, die bereits in der praktischen Rinderzucht umgesetzt werden. Auch die Erfassung und Gewichtung von Interieurmerkmalen für die Zuchtwertschätzung floss in diesen Themenblock ein. Mit besonderem Interesse wurde die zuchtplanerische Unterstützung zum Einsatz des Embryotransfers bei Reitpferden diskutiert. Der Themenblock schloss mit einem Vortrag über die Qualität von gekühltem Versandsamen ab.

Im Themenblock Pferdefütterung und Futtertechnik wurde ein Vergleich der Fütterung nach Nutzungsart des Pferdes aufgezeigt. Dem Pferd im Ursprung als freilebendes Herdentier, welches sich den Witterungsbedingungen und damit auch dem Futterangebot anpasst, gerecht zu werden, stellt in der heutigen Boxenhaltung eine große Herausforderung dar. Häufig wird den Pferden nicht genügend Möglichkeiten zur Futteraufnahme gegeben und es kommt durch die vermehrte Gabe an Kraftfutter zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Gerade Betriebe, die viele Pferden betreuen, können häufig nicht genügend auf die Einzeltierbedürfnisse eingehen. Dazu wurden rechnergestützte Futterabrufstationen vorgestellt, die eine individuelle Fütterung gewährleisten sollen.

Die unterschiedlichen Formen von Hengstaufzuchtsmethoden und die daraus resultierenden Leistungen war eines der Themen im Block der Pferdehaltung. Auch die unterschiedlichen Bedingungen, denen ein Pferd in verschiedenen Haltungssystemen, von der Einzelboxhaltung bis zu verschiedenen Varianten der Gruppenhaltung, ausgesetzt ist, wurden angesprochen. Dabei wurde die Bedeutung von Auslaufmöglichkeiten anhand von aktuellen Forschungsergebnissen bewertet.

Der Themenblock Pferdegesundheit beinhaltete Vorträge zur Wurmkontrolle, Leistungsphysiologie, Belastung von Fohlen bei der Kennzeichnung mit Heißbrand und Transponder und zu Verhaltenstypen von Pferden in Stresssituationen.

Eine Niederschrift aller Vorträge sowie zusätzliche wissenschaftliche Publikationen sind in dem Tagungsband Göttinger Pferdetage 2011 mit mehr als 40 Beiträgen beim FNverlag für 19,80 Euro erhältlich. Zu beziehen ist das Tagungsbuch unter Tel. 02581/6362-254, E-Mail vertrieb@fn-verlag.de oder Internet www.fnverlag.de. (fn aktuell)