30.08.2007rss_feed

Immunglobuline: Neugeborene Fohlen oft unterversorgt

Die IgG-Konzentration des Stutenkolostrums liegt unmittelbar nach der Geburt normalerweise bei etwa 120 mg/ml und sinkt danach schnell ab (nach 96 Stunden nur noch 1mg/ml). Beim gesäugten Fohlen steigt der IgG-Gehalt im Blutserum innerhalb 6 bzw. 18 Stunden nach der Geburt von in der Regel Null auf 10 bzw. 15 mg/ml an, fällt aber bis etwa zum 35. Tag wieder auf ein Minimum von 8 mg/ml ab. Dann setzt die Eigensynthese ein. 8 mg/ml scheinen eine kritische Grenze darzustellen, ab der Fohlen vermehrt krankheitsanfällig sind.

10 bis 30 Prozent der neugeborenen Fohlen leiden unter IgG-Unterversorgung. Komplikationen vor oder während der Geburt bei Fohlen und Stuten sowie Tröpfelverluste aus der Milchdrüse zählen zu den Hauptursachen. Wegen der hohen IgG-Konzentration sind Tröpfelverluste unmittelbar nach der Geburt bedeutsam. Manche Stuten scheinen aber auch zu wenig IgG zu bilden oder der Übertritt ins Kolostrum ist zu gering. Fohlen mit Hypogammaglobulinämie erkranken in den ersten zwei Lebensmonaten deutlich häufiger als ausreichend mit IgG versorgte Tiere. Besonders häufig treten Gelenkerkrankungen, Blutvergiftung (Septikämien) und Lungenentzündung auf.

Um schnell Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, sollte mittels Schnelltest der IgG-Gehalt des Kolostrums bestimmt werden un d etwa 12 Stunden nach der Geburt der IgG-Gehalt im Blut des Fohlens. Nur bis etwa zur 18. Lebensstunde lässt die Darmwand Makromoleküle wie Immunglobuline passieren, so dass nur in diesem Zeitraum oral Immunglobuline zugeführt werden können. Dies kann über die Fütterung von tiefgefrorenen Kolostrumreserven erfolgen (wobei vor dem Tieffrieren der tatsächliche IgG-Gehalt zu bestimmen ist), aber auch durch behandeltes Blutserum oder durch Kuhkolostrum. Auch der Einsatz von Eipulverzubereitungen aus Hühnereiern wird diskutiert. Artfremde Immunglobuline werden vom Fohlen jedoch deutlich schneller abgebaut als Stutenkolostrum. So beträgt die Halbwertszeit bei Kuhkolostrum 9 Tage gegenüber 26 bis 32 Tagen bei Stutenkolostrum. Blutserumgaben sind ebenfalls kein vollwertiger Ersatz für Kolostrum. Intravenöse Gaben von behandeltem Blutserum konnten den IgG-Gehalt im Blutserumder Fohlen zwar erhöhen, er lag aber trotz der größeren verabreichten Mengen deutlich unter den mit Kolostrum getränkten Fohlen. Bei Fohlen, die mit artfremdem Kolostrum oder Blutserum behandelt werden, sind begleitende Maßnahmen unerlässlich. Dazu kann eine besondere Sorgfalt bei der Stall-, Futter- und Fütterungshygiene gehört, aber auch eine vorbeugende antibiotische Behandlung.

Quelle: AHO