04.05.2010rss_feed

Kühe leiden unter dem Klimawandel

Die noch vielen Lücken in der wissenschaftlichen Datenbasis zum Klimawandel beziehungsweise zur Beurteilung der Verursacher und Geschädigten hat der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Heinz Korte, beklagt. In der Klimadiskussion säßen die Landwirtschaft und insbesondere die Tierhaltung als Verursacher von Treibhausgasemissionen mit auf der Anklagebank. Zugleich sei die Landwirtschaft aber auch stark vom Klimawandel betroffen. Fehlerfreie Daten für eine seriöse Bewertung fehlten, kritisierte Korte bei einem Vortragskolloquium am Dienstag vergangener Woche in Göttingen, das sich mit den Konsequenzen und Zusammenhängen des Klimawandels für die Fleisch- und Milchproduktion befasste. Der Vizepräsident des Landesbauernverbandes wies darauf hin, dass die Angaben über den Anteil der Tierhaltung in Deutschland am gesamten Ausstoß von Treibhausgasen je nach Berechnungsmethode zwischen 4 % und 18 % schwankten. Die Auseinandersetzung mit der öffentlichen Meinung ist deshalb für die Landwirtschaft unbedingt notwendig, sagte Korte und forderte eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis. Ohne verlässliche Daten werde eher Schaden angerichtet als sinnvoll gehandelt. Auf jeden Fall sei die Milchkuh in Bezug auf ihre Klimarelevanz besser als ihr Ruf, so Korte, der auch die Bedeutung der Milch als weltweit wichtigstem Lieferanten von tierischem Protein für die menschliche Ernährung unterstrich.

Wie der Landvolkverband berichtete, ist eines der Ziele des Forschungsverbundes Klimafolgeforschung in Niedersachsen (KLIFF) des Wissenschaftsministeriums in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen sowie weiteren Hochschulen und Forschungseinrichtungen, verlässliche Daten zu ermitteln und daraus Empfehlungen für die Praxis abzuleiten. Wichtige Forschungsziele seien die Auswirkungen des Klimawandels auf Haltungssysteme, Fruchtbarkeit, Futterproduktion und Tiergesundheit. Besonders davon betroffen seien Kühe, Schafe und Ziegen, die in der Regel auf der Weide oder in Außenklimaställen gehalten würden und deshalb den Klimaänderungen besonders stark ausgesetzt seien, erklärte der Landesbauernverband. So habe ein Anstieg der Temperaturen eine geringere Futteraufnahme und damit einhergehende Leistungsminderungen zur Folge. Auch das Auftreten der früher nur in Afrika vorkommenden Blauzungenkrankheit beim Rind gebe einen Vorgeschmack auf künftige Klimaentwicklungen.

Potenziale zur Emissionsminderung von Klimagasen aus der Rindviehhaltung bestünden vor allem in der Leistungssteigerung pro Tier, die eine Reduzierung der Tierzahlen ermögliche. Dennoch hätten die Wissenschaftler in Göttingen eine ganzheitliche Betrachtung der Problematik angemahnt. Mehr Kraftfutter zur Leistungssteigerung bedeute gleichzeitig weniger Bedarf an Grünland, dessen Umbruch zu Ackerland dann vermehrt Kohlendioxyd freisetze. (ADR)